Verschlucken und sekundäres Ertrinken

Tauchreflex
Alle Menschen verfügen über den Tauchreflex, welcher beim Eintauchen des Gesichts ins Wasser beobachtet werden kann. Dazu reicht eine Schüssel Wasser. Durch die Stimulation des Parasympathikus verlangsamt sich der Herzschlag und die Blutgefässe ziehen sich zusammen. Ebenso hat dies eine Auswirkung auf die Sauerstoffverteilung im Körper. Unter Wasser können wir länger die Luft anhalten als über Wasser.

Atemschutzreflex
Den Atemschutzreflex ist ein angeborener Schutzmechanismus, der das Eindringen von Flüssigkeit oder Fremdkörpern in die Atemwege verhindert. Solange sich der Fötus im Fruchtwasser im Mutterleib befindet, darf er nicht atmen. Diese Funktion verliert sich jedoch wenige Monate nach der Geburt und kann nicht wieder antrainiert werden. Ausserdem ist sie auch bei Neugeborenen nicht zu jeder Zeit gleich stark ausgeprägt.

Die Funktion der vollständigen, Atemblockierung wird durch den Schluckreflex, Hustenreflex und Kehlkopfkrampf ersetzt.

Befindet sich das Gesicht unbeabsichtigt zu lange unter Wasser, halten wir zuerst die Luft an (Erwachsene 60 Sekunden, Kinder ca. 10-20 Sekunden), bevor die Lunge reflexartig einatmet, um ein Ersticken zu verhindern. In diesem Fall spricht man von einem Ertrinkungsunfall (mit/ohne Todesfolge).
(Es gibt einen Teil der Menschen, bei denen ein Stimmritzenkrampf einsetzt. Mehr zum Thema finden Sie auf der Homepage der SLRG.)

Verschlucken und sekundäres Ertrinken
Immer wieder liest man in den Medien über das sekundäre Ertrinken. So gibt es immer wieder Menschen, die erst ein paar Tage nach dem Ertrinkungsunfall versterben.
Tatsächlich ist es gefährlich, wenn nach dem Verschlucken Wasser in der Lunge zurückbleibt. Es reichen dabei 2ml Wasser pro kg Körpergewicht.

ABER: Beim einem “normalen“ Verschlucken beim Baden und Tauchen, wie auch beim Trinken, kann ein gesundes Kind dieses Wasser vollständig wieder abhusten!

Wichtig ist, dass man das Kind nach dem Verschlucken in eine aufrechte oder leicht nach vorne gebeugte Haltung mit geradem Oberkörper bringt. Auch leichtes Klopfen auf den Rücken kann das Abhusten erleichtern. Bei Säuglingen ist eine “Kaubewegung“ mit dem Mund zu erkennen, solange noch nicht alles abgehustet ist.

Wird jedoch, wie oben im Abschnitt “Tauchreflex“ erklärt, nach längerer Zeit unter Wasser reflexartig vollständig eingeatmet, ist es für das Kind äusserst schwierig, dieses wieder abzuhusten. (Dies ist mit ein Grund, weshalb wir auf das fremdbestimmte Untertauchen verzichten.)

Anzeichen für Wasser in der Lunge:

  • Husten
  • das Kind wirkt etwas atemlos, auch ohne körperliche Anstrengung
  • das Kind ist müde, schlapp bzw. wirkt schläfrig
  • bei größeren Kindern / Jugendlichen evtl. Euphorie
  • Lippen wirken bläulich
  • das Kind verhält sich merkwürdig
  • Gänsehaut, zittern oder frösteln
  • Übelkeit durch verschlucktes Wasser
  • Druckgefühl oder Schmerz hinter dem Brustbein (können Kleinkinder meist noch nicht klar äußern)
  • Zuckungen der mimischen Muskulatur (Gesicht)

Das kann passieren bei zurückbleibendem Wasser in der Lunge:

  • akute Lungenentzündung
  • Lungenödem
  • Sauerstoffmangel

Atemstillstand

Kinder und Erwachsene, die einen Ertrinkungsunfall erleiden und danach aus dem Wasser gezogen und gegebenfalls reanimiert werden, gehören IMMER in ärztliche Obhut, egal wie lange sie unter Wasser waren und wie der Zustand nach der Rettung ist.

Kinder mit Herzfehler haben unter Umständen mehr Mühe mit dem Abhusten. Deshalb verlangen wir in diesem Fall ein Attest des Kinderarztes für die Teilnahme am Schwimmkurs.